• News

Es verdichtet sich nicht, die Steuerkraft zieht weg

HEV Stadt St.Gallen
14.12.2023

Avenir Suisse nimmt Städte – so auch St.Gallen – unter die Lupe

Avenir Suisse hat in mehreren Studien die Entwicklungen in den Schweizer Städten verglichen. Deren Erkenntnisse lassen aufhorchen: Die Verdichtung hinkt hinterher, die Städte verlieren Steuerkraft ans Umland.

Durch die Zuwanderung und den Trend zu kleineren Wohnungen wächst die Schweiz jährlich um rund 55 000 Haushalte. Gleichzeitig ist die die Zahl der Baugesuche auf ein 25-Jahre-Tief gefallen. Neben den hohen Baulandpreisen mindern das höhere Zinsniveau und die Bauteuerung die Anreize für Bautätigkeiten zusätzlich. Helfen gegen die hohe Nachfrage würde eine Ausweitung des Wohnungsangebots. Denn es fehlen aktuell jährlich 10 000 Wohnungen.

Städte als Verdichtungsmuffel
Im Zentrum der aktuell vieldiskutierten Wohnungsknappheit stehen deshalb auch die Städte. Über die letzten 20 Jahre war die relative Bautätigkeit in allen zehn grössten Schweizer Städten geringer als in ihren Umlandgemeinden – so auch in St.Gallen. In den Ge- meinden im Umland der Städte ist die Wachstumsrate des Wohnungsbestands fast doppelt so hoch wie in den Städten selbst. Klar ist, dass die Städte nicht einfach mehr Bauland herbeizaubern können. Jedoch müssten sie über die Verdichtung der bestehenden Baugrundstücke (Aufstockung von Gebäuden, dichtere Ersatzneubauten) ihren Beitrag leisten. Doch leider werden die Städte diesen Ansprüchen nur ungenügend gerecht. Vielmehr: Städtische Verdichtung wäre der beste Umweltschutz, da sie die Erholungsgebiete und Natur ausserhalb der urbanen Zentren schützt. Auch führte eine erfolgreiche Verdichtung zu einer grösseren, besser vernetzten Bevölkerung und entsprechend einer optimierten Nutzung der teuren Zentrumsinfrastrukturen.

Steuerkraft gibt in den Städten nach
In einer weiteren Studie wurde nachgezeichnet, dass die Schweizer Städte auch bei der Steuerkraft gegenüber dem Umland an Terrain verlieren. Acht der zehn grössten Städte haben im Betrachtungszeitpunkt 2016 bis 2021 relativ zu ihren umliegenden Gemeinden an Steuerkraft verloren. Besonders stark war der Rückgang auch in St.Gallen (-10,1%). Dies überrascht wenig, da in der Stadt St.Gallen der relative Steuerfuss gegenüber den Umlandsgemeinden in den Jahren 2017 bis 2023 um 9,3 Prozentpunkte gestiegen ist. Mit der geplanten Steuerfusssenkung, welche im Stadtparlament im Dezember beraten wird, könnte zumindest ein Wille zur Trendwende bekundet werden. Ansonsten wird die Erosion der Steuerkraft mit hoher Wahrscheinlichkeit anhalten.

Städtische Rahmenbedingungen verbessern
Die Städte seien gut beraten, sich vermehrt Gedanken um ihre wirtschaftliche und damit auch gesellschaftliche Attraktivität zu machen, so die Studienautoren. Sie sollten ihre Rahmenbedingungen so verbessern, dass sich der Wohnungsbau nicht weiter suburbanisiert (d.h. ins Umland verlagert) und entsprechend nicht zu weiterer Zersiedelung führe. Gelingt es auch noch, die steuerliche Attraktivität zu steigern, so würden auch die Wegzüge von guten Steuerzahlern ins Umland abnehmen. Die aktuellen Zahlen bestätigen aber leider die jahrelang geäusserten Bedenken des HEV. Die St.Galler Politik ist gefordert.