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Wie Trumps Zollpolitik die Zinsen beeinflusst

06.05.2025

Welche Auswirkungen haben die politischen Umbrüche auf die wirtschaftliche Entwicklung? Die Zinsen dürften schneller und nachhaltiger sinken als ursprünglich erwartet, sagte Raiffeisen-Ökonom Michel Fleury. Wohneigentum und Immobilienanlagen gewinnen wieder an Attraktivität.

Selten war Orientierungshilfe so gesucht wie in diesen turbulenten Tagen: Mit täglich wechselnden Ankündigungen zur Zollpolitik hält US-Präsident Donald Trump die Welt in Atem und die globale Wirtschaft verunsichert zurück. Entsprechend gross war das Interesse am HEV-Info-Treff des HEV St.Gallen, der Einordnung bezüglich der weiteren Zinsentwicklung versprach. Rund 100 Personen versammelten sich kurz nach Ostern bei der Raiffeisenbank St.Gallen und sorgten für eine gefüllte Bankschalterhalle.

Höchste Zölle seit 80 Jahren

Michel Fleury, Ökonom von Raiffeisen Schweiz, startete seine Ausführung denn auch mit dem Zoll-Hammer der neuen amerikanischen Regierung: «Seit dem 2. Weltkrieg hat es keine so hohen Zölle mehr gegeben wie jetzt unter Präsident Trump.» Gemäss Fleury wird dies dazu führen, dass die Zinsen schneller und nachhaltiger sinken werden als ursprünglich gedacht. Während die neuen Zölle in den USA auch die Inflation anheizen werden, dürften sie in der Schweiz nur wenig Auswirkungen auf die Teuerung haben.
Die Zinsen dürften gemäss Fleury auch in der Schweiz schneller sinken als zunächst erwartet. Raiffeisen rechnet damit, dass die Schweizerische Nationalbank SNB den Leitzins im Juni auf Null senken wird. Mit dem sinkenden Leitzins haben sich auch die Hypothekarzinsen wieder nach unten bewegt. So liege der Zins bei einer 10-jährigen Festhypothek wieder bei unter 2%. 

Kaufen wieder günstiger als Mieten

Die Zinssenkungen machen Eigentum wieder attraktiver: «Kaufen ist wieder günstiger als Mieten», bringt es Fleury auf den Punkt. Wenig überraschend zieht dadurch die Nachfrage nach Wohneigentum wieder an, was anhand der Anzahl Suchabos in den Immobilienportalen festgestellt werden kann. Mit der steigenden Nachfrage werden auch die Wertsteigerungen weitergehen und sich aus Sicht des Ökonomen sogar beschleunigen. Zwar habe das Angebot an Eigentumsobjekten zuletzt wieder etwas zugenommen, aber es werde dennoch zu wenig gebaut, um die steigende Nachfrage befriedigen zu können. Immobilienanlagen gewinnen durch die Zinssenkungen wieder an Attraktivität.

St.Galler Bratwurst – ein Stück Verlässlichkeit

Zum Abschluss richtete Christoph Bärlocher, Präsident des HEV Stadt St.Gallen, einige Worte an die Gäste und eröffnete den gemütlichen Netzwerkteil des Anlasses: BBB stand auf dem Programm – Bratwurst, Bürli und Bier. Wenn schon die wirtschaftliche Entwicklung in diesen Tagen schwer vorhersehbar bleibt, gab es wenigstens mit dieser typischen St.Galler Mahlzeit ein Stück Verlässlichkeit.

Folgeanlass aufgrund grossem Interesse

Der HEV Stadt St.Gallen organisierte erst kürzlich einen HEV-Info-Treff zur Zinsentwicklung bei der Raiffeisenbank in Wittenbach. Da das Interesse der Mitglieder die räumlichen Kapazitäten weit überstieg, wurde für die HEV-Mitglieder aus der Stadt ein weiterer Anlass zum selben Thema in Zusammenarbeit mit einer Raiffeisenbank durchgeführt.