• News

S-Bahn St.Gallen: Flickwerk zügiger flicken

06.03.2019 Quelle: HEV Stadt St.Gallen

Das Volkswirtschaftsdepartement des Kantons St.Gallen möchte die Umsetzung einer funktionierenden städtischen S-Bahn weiter verzögern. Der HEV Stadt St.Gallen fordert vom Kanton, dass er bei der Priorisierung im öffentlichen Verkehr der Wohnstandort- und Wirtschaftsentwicklung der Region St.Gallen endlich Beachtung schenkt. Die Versäumnisse bei der S-Bahn St.Gallen sind rascher zu beheben.

Die Folgerungen aus der HEV-Studie «Wohnstandort St.Gallen» aus dem Jahr 2018 in Sachen Verkehrsanbindung beim öffentlichen Verkehr waren klar: Verbesserungen beim Fernverkehr werden mit dem Fahrplan 2019 massiv getrübt durch die mangelhafte innerstädtische Abstimmung im S-Bahn- und Busverkehr. Das vom Kanton im Jahr 2013 eingeführte S-Bahn-Konzept darf in Bezug auf die Versorgungslage der städtischen Quartiere Winkeln, Bruggen und Haggen ohne Erröten als Flickwerk bezeichnet werden. Dass einzelne Stadtbahnhöfe im Westen über weite Tagesabschnitte im Stundentakt bedient werden und das Gros dieser Verbindungen mit erheblichen Wartezeiten beim Umstieg auf den Fernverkehr verbunden ist, darf aus Sicht des HEV Stadt St.Gallen nicht länger Bestand haben.

Kantonales Amt für öffentlichen Verkehr setzt auf Verzögerungs- und Hinhaltetaktik
Eine Studie von Kanton, Regio und Stadt St.Gallen zeigt auf, dass entgegen bisheriger Verlautbarungen des Kantons ein verbessertes S-Bahn-System ohne drittes Gleis zwischen Gossau und St.Gallen möglich ist. Mit verhältnismässig geringen Investitionen für ein Wendegleis in Gossau Sommerau und einer zusätzlichen S-Bahn zwischen Gossau und St.Gallen im Halbstundentakt könnte ein Viertelstundentakt für die Bahnhöfe Winkeln, Bruggen und Haggen erreicht werden. Das kantonale Amt für öffentlichen Verkehr möchte nun aber nicht etwa handeln und diesen neuen Lösungsansatz forcieren. Weitere Abklärungen und notwendige Arbeiten werden stattdessen auf die lange Bank geschoben. Nach den Plänen des Volkswirtschaftsdepartements werden Entscheidungsgrundlagen erst 2023 vorliegen. Konkrete Verbesserungen beim Angebot wären somit erst auf 2030 möglich. Dieses Zuwarten ist aus Sicht des HEV Stadt St.Gallen nicht sachgerecht.

Wachstumsquartiere aufwerten, Entwicklungsgebiete von kantonaler Bedeutung stärken
Für den HEV ist unverständlich, dass ausgerechnet die bevölkerungsmässig und in Bezug auf die Wohnbautätigkeit überdurchschnittlich wachsenden Quartiere Winkeln und Bruggen, welche einen erheblichen Anteil des innerstädtischen Wanderungssaldos absorbieren, nicht besser mit öffentlichem Verkehr erschlossen werden. Doch auch die Bedeutung und Dringlichkeit einer optimalen S-Bahn als Standortfaktor und Treiber für die Entwicklung von kantonalen Schlüsselarealen wird vom Kanton bei der Priorisierung der Arbeiten ausser Acht gelassen. Mit dem neuen Lösungsansatz könnten die Entwicklungsgebiete St.Fiden, Lerchenfeld und St.Gallen-West-/Gossau-Ost sowie in der Stadt Gossau das Gebiet Sommerau in einem Streich erheblich aufgewertet werden. Damit erhöhen sich auch die Entwicklungschancen und die Attraktivität für Investoren. Solche Zusammenhänge müssten auch im kantonalen Volkswirtschaftsdepartement erkannt werden.

Netto-Mehrkosten einer optimierten S-Bahn bestimmen
Der HEV Stadt St.Gallen fordert den Kanton erneut auf, das Flickwerk bei der S-Bahn St.Gallen zu beheben, Fahrzeiten und Linien auch auf den Fernverkehr auszurichten und für Reisende minimale Warte- und Umsteigezeiten zu schaffen. Die langen Fahrzeiten und weiten Distanzen der innerstädtischen Busse in der Talsohle sind keine Alternative zu schnellen S-Bahnen. Die gewählte Hinhalte- und Verzögerungstaktik des Kantons ist deshalb nicht mehr zielführend. Bei der Bestimmung der Netto-Mehrkosten für den Betrieb der zusätzlichen Linien aus dem neuen Lösungsansatz sind zudem mögliche Einsparungen aus parallelen Busbetrieben in der Region und auf dem Stadtgebiet zu ermitteln.

 

Link zur Studie «Wohnstandort St.Gallen»