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Pionier neuer Verkehrsdrehscheiben

14.10.2021

«Wir müssen Mobilität neu begreifen»: Mit diesem Satz habe ich die Inhalte der Studie von Hauseigentümerverband, TCS, Wirtschaft und Gewerbe für den Zeithorizont 2040 zusammengefasst. Nicht nur unsere Mobilität soll sich verändern. Der Infrastrukturbedarf der Städtischen Betriebe ist zu überdenken.

Sechs Mobilitätshubs haben die bürgerlichen Verbände gefordert. Attraktive Umsteigepunkte, wo sich Bahn-, Bus-, Auto- und Veloverkehr sowie Fussgängerinnen und Fussgänger treffen. Verkehrsträger werden künftig nicht mehr gegeneinander ausgespielt, sondern intelligent kombiniert. Die Studie hat nicht zufällig den gleichen Zeithorizont wie das städtische Mobilitätskonzept. Sie soll dazu beitragen, die politische Diskussion zwischen den Verbänden und dem Stadtrat zu versachlichen. Zu lange war sie geprägt von ideologischem Schaulaufen.

Bund sucht Musterbeispiele für Mobilitätshubs
In einem feierlichen Akt haben Bund, Kantone, Städte und Gemeinden diesen September die «Erklärung von Emmenbrücke» unterzeichnet. Gemeinsam und koordiniert wollen sie Verkehrsdrehscheiben planen und umsetzen, die Erreichbarkeit von Agglomerationen und Städten verbessern. St.Gallen könnte dabei eine Pionierrolle einnehmen. Unsere Idee der sechs Mobilitätshubs in St.Gallen trifft nämlich genau den Nerv besagter Erklärung. Attraktive Umsteigepunkte für Bahn-, Bus-, Auto-, Veloverkehr sowie Fussgänger bieten nicht nur Verpflegungs- und Einkaufsmöglichkeiten. Sie werden zu Treibern und Bausteinen für die Stadt- und Regionalentwicklung. Nebst dem Hauptbahnhof St.Gallen würden der neue «Westbahnhof» (Doppelbahnhof Bruggen- Haggen) und die Bahnhöfe Lustmühle, St.Fiden, Wittenbach und Winkeln zu Verkehrsdrehscheiben mit nationaler Vorbildskraft.

Überdimensioniertes Busnetz neu ausrichten und entschlacken
Die meisten Buslinien und Postautos treffen heute im gesamten Stadtgebiet und in den Agglomerationsgemeinden nach dem Zufallsprinzip zusammen. Stau, Wartezeiten und verpasste Anschlüsse sind aber Gift für den Wohn- und Wirtschaftsstandort. Auch der Marktplatz wird so zum Nadelöhr – Perronkanten müssen getrennt und versetzt werden, zum Nachteil schneller Umsteigemöglichkeiten. Diese Fehlentwicklung muss endlich der Vergangenheit angehören. Quartierbusse sollen nach unserer Forderung in Zukunft die Hubs mit den Quartieren verbinden. Nur wenige Tallinien ergänzen das Angebot der schnellen S-Bahnen, welche die Hauptarbeit leisten. Das St.Galler Busnetz muss sich entsprechend konsequent der Bahn unterordnen. Von den vor der Pandemie rund 25 Millionen Fahrgästen der VBSG wird ein wesentlicher Teil künftig per Bahn unser Regionalzentrum erreichen. Erst dadurch lassen sich auch hohe Investitionen von Bund und SBB in die Infrastruktur und die neuen Hubsysteme begründen. Die Stadt tritt Frequenzen ihrer eigenen Busbetriebe ab. Fahrgäste können sich endlich schneller bewegen.

Ungenügende Erreichbarkeit heilen
St.Gallen leidet heute unter der ungenügenden Erreichbarkeit. Das verhindert den Zuzug von Fachkräften und Steuersubstrat. Auch die Korridore für Veloschnellrouten sollen gestärkt, wo notwendig ausgebaut und Engpässe beseitigt werden. Schnellrouten sind konsequent mit dem Hauptbahnhof und den Mobilitätshubs zu verbinden. Dies erleichtert den Umstieg. In Konsequenz daraus ist das überdimensionierte neue Busdepot am Standort Zürcherstrasse/Rechenstrass zu überdenken. Statt Maxi- Busse reichen Midi- und Mini-Busse, diese brauchen erheblich weniger Platz. Dafür entsteht Raum für preisgerechtes Familienwohnen. Win-win sozusagen.

Link zur Studie www.hev-stgallen.ch/mobilitaet2040/