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Gute Gräser ziehen die Herde an

HEV Stadt St.Gallen
HEV Stadt St.Gallen
18.06.2018

Auszug aus der Festansprache zum 125-Jahr-Jubiläum HEV Stadt St.Gallen – Die unerhört hohe Präsenz mit einem Teilnehmerrekord von 750 Personen an unserer Jubiläums-Mitgliederversammlung unterstreicht einmal mehr den Stellenwert, den der HEV St.Gallen geniesst. Aufgrund der hohen Anmeldezahl mussten wir sogar die OLMA-Halle wechseln. Damit wird auch gegen aussen ein deutliches Zeichen gesetzt, dass die Interessen des Haus- und Grundeigentums in unserer Stadt mit einer kräftigen Stimme vertreten werden können.

Nur eine prosperierende, sich entwickelnde Stadt ist eine lebensfähige Stadt. Dieser Ausspruch zieht sich wie ein roter Faden durch meine Ansprachen der letzten Jahre. Nicht reaktionär, sondern weltoffen, lösungsorientiert und der Selbstverantwortung verpflichtet will ich unseren Verband positioniert wissen. Dadurch wird es aber auch unvermeidlich, immer wieder auch Farbe zu bekennen. Auch, oder gerade wenn man dafür nicht geliebt wird.

Dem Gründungs-Protokoll vom 6. Juni 1893 kann entnommen werden, dass «der gegenwärtig immer schwieriger sich gestaltende Standpunkt der Hausbesitzer sowohl gegenüber Mietern als Behörden» den Zusammenschluss der Haus- und Grundbesitzer in der Stadt St.Gallen erfordere. Der als Genossenschaft gegründete Verband hatte regen Zulauf und wuchs innert Jahresfrist von 27 auf 127 Mitglieder. In der Zwischenzeit nähern wir uns der 4000er Marke, sind kerngesund und willens, der damaligen Absicht gemäss unserem Zweckartikel aktiv nach zu leben.

Denn obwohl die Wohneigentumsförderung in der Zwischenzeit in der Bundesverfassung verankert ist, hindert das den Staat auf allen Ebenen nicht daran, das immobile Grundeigentum finanziell stark zu belasten. Nicht nur mit Steuern, sondern auch noch mit diversen Gebühren und Abgaben. Dass ich die Stadt in einem kürzlichen Interview als «Steuerhölle» bezeichnete, war eine deutliche Steigerung in der Wortwahl. Diese Steigerung fusst aber darauf, dass ich in den letzten acht Jahren regelmässig und fast schon etwas stur auf die sich abzeichnenden finanziellen Probleme in der Stadt St.Gallen hingewiesen habe. Nun sind diese für alle sichtbar auf dem Tisch des Hauses und Parlament wie Exekutive können sich dieser Realität nicht mehr länger verschliessen. Der Stadtrat hatte denn auch sehr schnell auf meine Aussagen reagiert, ohne den Inhalt meiner Worte anzuzweifeln.

Die Position des HEV geht zurück auf 1893. Wir sind mit unserem Eigentum intensiv mit der Scholle verbunden und wollen das auch bleiben. Wenn ich einen Blick in die Steuerstatistik werfe, die ich vor Jahren als Stadtparlamentarier erstellen liess, dann wird schnell klar, wie wesentlich unser Steueraufkommen für die Stadt ist. Aber nicht als Milchkuh, die nicht von der Weide kann. Denn wie die Kuh merkt, wo die guten Gräser hinter dem Zaun sind, so merkt auch der Hauseigentümer, wenn die Diskrepanz zu den umliegenden Gemeinden zu gross wird. Und hier treibt uns im Vorstand nun echte Sorge um. Denn wenn sich die Abwanderung von Steuersubstrat fortsetzt, wird es für uns alle ungemütlich werden.

Selbstverständlich soll das Stilmittel der Provokation die Ausnahme sein. Mir selbst und dem Vorstand liegt denn auch viel an einer einvernehmlichen und zukunftsorientierten Zusammenarbeit mit dem Stadtrat und den Behörden, welche die Sachgeschäfte für das Stadtparlament vorbereiten. Die diesjährige Aussprache der Wirtschaftsverbände mit dem Stadtrat war denn auch äusserst offen und lebhaft. Wo wir guten Gewissens Hand für Lösungen bieten können, wollen wir das tun. Wir sind da und dort auch gerne kompromissbereit. Es muss allen Beteiligten klar sein, welche Positionen vertreten werden und wieso. Und genau deshalb wird vom HEV auch nach 125 Jahren viel Energie und Ausdauer gefordert, denn wir bohren immer noch an dicken Brettern.