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1 Minute Mehrfahrzeit kostet CHF 21 000.–

30.11.2021

Dass 30er-Zonen in Wohnquartieren akzeptiert sind, haben die bürgerlichen Kräfte in der Strategie Mobilität 2040 klar signalisiert. Was aber Tabu bleiben muss, ist die Verkehrsberuhigung unserer Hauptverkehrsachsen und damit der Hauptschlagader unseres Verkehrssystems.

St.Gallen weist ein «unschweizerisches» Beschäftigungswachstum auf: Das Staatswesen wächst, während dem die wertschöpfungsintensiven Unternehmensdienstleistungen rückläufig sind und die Gründungsdynamik unterdurchschnittlich bleibt. Die unzureichende Erreichbarkeit von St.Gallen ist ein Hauptgrund für diese Fehlentwicklung. Mit Tempo 30 Zonen auf Hauptverkehrsachsen werden wir diese Stagnation weiter befeuern. Wie lässt sich das begründen?

Nun, die Stadt St.Gallen ist nicht wirklich gesegnet mit kompetitiven Fahrzeiten, um Fachkräfte oder Besucher anzuziehen. Darüber haben wir an dieser Stelle schon mehrfach berichtet. Erst ab Fahrzeiten um 80 Minuten je Arbeitsweg schliesst die Stadt St.Gallen heute beim Fachkräftepotential zur Restschweiz auf – zumindest, wenn man mit dem öffentlichen Verkehr unterwegs ist. Mit dem Auto werden die nationalen Vergleichswerte gar nicht erst erreicht. Um unseren Nachteil aufzuholen, müssten die Fahrzeiten in St.Gallen eigentlich massiv beschleunigt werden. Doch das Gegenteil ist der Fall: Die Erreichbarkeit von St.Gallen über die Strasse soll also auch auf Hauptachsen weiter systematisch einschränkt werden. Die Stadt St.Gallen will mit dem Kanton 30er-Zonen auf Hauptverkehrsachsen prüfen.

Vom Stadtrat wird nach wie vor missachtet, dass der Rettungsanker der Stadt St.Gallen bei der Gewinnung von Fachkräften nach wie vor die Strasse ist – sie erreicht mehr als doppelt so viele Talente wie der öffentliche Verkehr. Wir sprechen alleine von über 40 000 Zupendelnden, die von aussen nach St.Gallen kommen müssen, um hier das Fachkräftepotential in wertschöpfenden Bereichen zu decken. Oft zitierte Vergleichsstädte wie Luzern oder Winterthur haben denn auch die Nase deutlich vorne, wenn es darum geht, Talente anzuziehen. Schon ab Fahrzeiten von 40 Minuten erreichen sie weit mehr als doppelt so viele Fachkräfte wie St.Gallen.

Die mutwillige Verlangsamung von Hauptverkehrsachsen schafft nur Verlierer. Nicht nur Autos, sondern vor allem der strassengebundene öffentlichen Verkehr auf den Hauptachsen wird verlangsamt. Tempo 30 bremst Busse aus, welche ihre Taktzeiten künftig noch zielgerichteter verfehlen. Und auch die Rettungskräfte haben längere Fahrzeiten, um zum Einsatzort zu gelangen. Wenn St.Gallen seine Hauptverkehrsachsen verlangsamt, so wird die Stadt noch mehr Terrain bei ihrer Erreichbarkeit verlieren. Eine neue Studie der Raiffeisen Bank zeigt auf, dass mit jeder zusätzlichen Minute Fahrzeit auf dem Arbeitsweg der Wert eines Familienhauses um CHF 21 000.– abnimmt. Der Stadtrat vernichtet mit seiner standortfeindlichen Verkehrspolitik letztendlich unser aller Wohlstand.